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Nur circa 150 Jahre währte die römische Besiedelung im Waiblinger Raum. Ab 90 n. Chr. wird die Römische Reichsgrenze erstmals zum Neckar und in die Region der Schwäbischen Alb vorverlegt. In der Regierungszeit Kaiser Antonius Pius wird um das Jahr 150 n. Chr. die Grenzlinie des römischen Imperiums um circa 30 km vom Schurwald weiter in den Osten verschoben. Diese neue Grenzlinie wird durch den so genannten Odenwald-Neckar-Alb-Limes gesichert. Es entstehen Mauern, Wälle und Gräben, außerdem Kastelle zur Unterbringung der Grenztruppen. Bereits ab dem Jahre 213 n. Chr. setzen Alamanneneinfälle der römischen Besiedelung in unserer Region ein Ende. Zwischen 233 und 260 n. Chr. werden die letzten Kastelle aufgegeben, die römische Streitmacht zieht sich an den Rhein zurück.

Das Remstal diente als Durchgangsstrecke vom Neckarraum zum Gebiet des raetischen und Odenwald-Neckar-Alb-Limes. Die beiden römischen Kastelle in Welzheim, aber vermutlich auch die von Lorch, Schirenhof und Böbingen, wurden über eine Verbindungsstraße vom Kastell in Stuttgart-Bad Cannstatt aus versorgt, die entlang der Rems über Waiblinger Gebiet führte. An dieser Heerstraße lag bei dem Waiblinger Flurstück Bildstöckle eine große römische Töpferei, wohl eine der größten und bedeutendsten Werkstätten in der ostgallischen Provinz Germania Superior. Hier wurde mit den hochwertigen Waiblinger Tonvorkommen einfaches Gebrauchsgeschirr aber auch der seltene so genannte "Terra Sigillata" hergestellt, gehobenes, teils reliefverziertes Tafelgeschirr wie Becher, Schüsseln und Krüge.

Im Einzugsgebiet dieser römischen Töpferei lassen sich auf Waiblinger Markung eine Vielzahl von Siedlungsresten aus römischer Zeit finden, unter anderem im Bereich Schützengraben und der geheimen Mühle bei Beinstein. In der Flur Hochgericht, dem heutigen Gebiet Kätzenbach, wurden bei Bauarbeiten im Jahre 1965 die Reste einer römischen Hofanlage, einer so genannten Villa Rustica gefunden. Weitere Spuren derartiger Gutshöfe finden sich bei Bittenfeld, Hegnach, Beinstein und an weiteren Stellen der Waiblinger Kernstadt.
 

Weiterführende Literatur:

Krause, Rüdiger: "Von der Steinzeit bis zum frühen Mittelalter" Archäologische Bodenfunde im Stadtgebiet Waiblingen, Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Waiblingen Heft 2, Stadtarchiv Waiblingen (1981) 

Sonnabend, Holger: "Unter der Herrschaft der Caesaren" Schwabens römische Vergangenhiet, Bibliothek Schwäbischer Geschichte im Auftrag des Schwäbischen Heimatbunds e.V., G. Braun Buchverlag (2012)

Schlott, Karin (Hg.): "Brot und Spiele" Alltag im Alten Rom, Franz Steiner Verlag Stuttgart (2014)

 

Abb Seitenanfang: Formschüssel-Bruchstück, gefunden 1912 in der Waiblinger Flur "Bildstöckle" (Foto: Wiedenhöfer)