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Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges spitzen sich im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die konfessionellen Konflikte nach dem Tod Kaiser Rudolfs II. 1612 dramatisch zu. Nach der Gründung der protestantischen Union (1608) und der katholischen Liga (1609) stehen sich zwei bewaffnete und zum Krieg entschlossene Konfessionsbündnisse gegenüber. Das politische Ringen um die Struktur des Reiches und die von kaiserlicher Seite angestrebte Wiederherstellung der Kircheneinheit unter dem Katholizismus durch die Zerschlagung des Protestantismus strebt einer militärischen Entscheidung zu. In der sich abzeichnenden Auseinandersetzung ist Neutralität nicht mehr möglich. Und so fallen schließlich die Würfel zugunsten des Krieges.

Mit den politischen Umwälzungen einher gehen soziale Konflikte. Weite Teile der Bevölkerung leiden Hunger. Der Klimaumschwung der „Kleinen Eiszeit“ sorgt für Missernten und dadurch dramatisch steigenden Nahrungspreise. In Württemberg streiten sich die Angehörigen des Herzogshauses um Macht und Geld. Allen stehen schwere Zeiten bevor.

Gerade vor diesem bewegten und bewegenden Hintergrund gelangt die europäische Kunst zu einer einzigartigen Blüte. Im Zuge der katholischen Gegenreformation entsteht in Rom die barocke Kunst und Architektur. Sie strebt nicht mehr nach rationaler, sondern emotionaler Vermittlung von Glaubensinhalten. Architektur und Kunst treten zu einem sinnlich erfahrbaren Gesamtkunstwerk zusammen. Die effektvolle Helldunkelmalerei Caravaggios verbreitet sich in ganz Europa. Zu den zahlreichen „Caravaggisten“ werden schon bald auch der junge Rubens und Rembrandt gehören, die exemplarisch für das „Goldene Zeitalter“ der flämischen und niederländischen Malerei in der ersten Hälfte des 17. Jh. stehen. Auch Literatur und Musik erhalten entscheidende Zukunftsimpulse: William Shakespeare (1564-1616) wird zu einem der bedeutendsten Dramatiker der Weltliteratur, Claudio Monteverdi führt die Oper zu einem ersten Höhepunkt.

Abbildung oben: Das Amt Waiblingen in einem um 1600 vermutlich von Heinrich Schickhardt angelegten Atlas der Ämter des Herzogtums Württemberg (Ausschnitt); HStAS N 1 Nr. 70 Bl. 8