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Die Friedhofskapelle des Waiblinger Friedhofs ist eine Erinnerungsstiftung der wohlhabenden Fabrikantenfamilie Küderli (Seidenstoffweberei) an ihren am 30.08.1907 mit erst 39 Jahren verstorbenen Sohn Ferdinand jun. Die Kapelle wurde am 7.11.1908 übergeben (siehe auch das Grabmahl der Familie Küderli an der Außenfassade der Kapelle).

Der Entwurf stammt vom Architektenbüro Bihl & Woltz aus Stuttgart; Alfred Woltz selbst war Waiblinger, seine Eltern sind hier auf dem Friedhof begraben. Wolz hat u.a. 1811 gemeinsam mit dem Stuttgarter Architekten Georg Eser das Lindenmuseum in Stuttgart erbaut.

Der Neuromanischer Kuppelbau ist im Grundmuster byzantinisch christlicher Grabanlagen angelegt. Tragender Baugedanke ist das Ruhe und Geborgenheit ausstrahlende Regelmaß des Oktogons oder Achtecks, das sich im gesamten Baukörper von der Grundform über die Giebelanbauten und die 11 Meter hohe Kuppel bis zum Dachaufbau wiederfindet.

Das Innengewölbe der Kuppel war ursprünglich mit goldenen Sternformen und Engelsgestalten besetzt, die 1981 im Rahmen einer Innensanierung übertüncht wurden.
 

Die "Grablegung Christi" von Theodor Lauxmann

Zentralpunkt in der schmucklosen Kapelle ist die "Grablegung Christi“ von Theodor Lauxmann (1865-1920), mittig über dem Altar und exakt an der Stelle, wo sich außen die Grablege der Stifterfamilie befindet;

Lauxmann war Schüler des berühmten Stuttgarter Malers und Akademieprofessors Friedrich von Keller. Er stand in engem Kontakt zur Familie Küderli, sein Bruder war verheiratet mit einer Tochter der Familie. So hatte Lauxmann schon 1885 den Auftrag erhalten, die von Küderli gestiftete Fahne des damals neu gegründeten Männergesangsvereins in Waiblingen und außerdem die von der Familie 1903 gestifteten Chorfenster in der Michaelskirche zu entwerfen.

Die "Grablegung Christi" ist eines seiner Hauptwerke, ganz im Stile des damaligen Kunstgeschmacks sind die edlen Züge der dargestellten Personen und die für Lauxmann typische ausdrucksstarke Bewegungsdarstellung. Anscheinend soll das Anlitz Jesu die Züge des verstorbenen Küderli jun. tragen…


Grabstätte der Familie Küderli (1908)

Grabmal der Fabrikantenfamilie Küderli für ihren am 30.08.1907 mit erst 39 Jahren verstorbenen Sohn Ferdinand jun.;

Das Grabmahl-Relief trägt den Titel  „Abschied der Eltern von ihrem Sohn“ und wurde von Theodor Bausch (1849-1928) entworfen. Bausch absolvierte sein Studium an der Akademie Stuttgart bei Theodor Wagner, dem Lieblingsschüler von Heinrich Dannecker. Typisch für Bausch ist, dass Teile von Figuren insbes. deren Kleidung oft über den Randsaum hinaustreten; seinen Stil kann man als Klassizismus mit sanfter barocker Tönung bezeichnen;

Das Material ist Untersberger Marmor, die Einfassungen sind aus grauem Stein mit Rahmenornamenten. Es zeigt drei in antike Gewänder gehüllte Figuren: eine Frauengestalt, enen jungen Mann und eine bärtigen älteren Mann. Mutter, Vater und Sohn im Moment des Abschieds, ein Abschied für immer. Es stellt den Abschied des Stifterehepaars Ferdinand sen. und Luise Küderli von ihrem Sohn, aber auch übertragen der Abschied Christi von seinen Eltern dar (Inschrift „Dein Wille geschehe“).

 

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