Bädertörle und mittelalterliche Stadtbefestigung

Der malerische Winkel mit dem offenen Mauergang beim Bädertörle und der kleinen Brücke über den Mühlkanal gehört zu einem der schönsten Abschnitte der Stadtmauer. Zwei Aspekte der mittelalterlichen Stadt werden hier deutlich: die wasserseitige Befestigung der Altstadt mit nur einer Mauer (ohne Vormauer) sowie die Nutzung des Wasserzugangs am Mühlkanal für Gerberhandwerk und Badehäuser.


Badehäuser und Gerberwerkstätten

Neben dem Mauerdurchgang standen einst die Große und die Kleine Badhofstatt (mittelalterliche Badehäuser), die ihr Wasser aus der Rems bezogen. Bis 1974 hieß die Gasse Badgasse, seither führt von hier eine kleine Brücke über den Mühlkanal hinaus zur Erleninsel, dem grünen Parkgürtel Waiblingens. Dort befinden sich das Kulturhaus Schwanen mit einem weithin bekannten Biergarten, das Bürgerzentrum und die Talaue mit Hallenbad und Freibad, an denen der Remstalradweg vorbeiführt. Bereits im 18. Jahrhundert entstanden vor der Stadtmauer Gerberwerkstätten, die Hausinschrift „IGB 1755“ an einem Geräteschuppen weist zum Beispiel heute noch auf Johann Georg Bunz hin, Weißgerber und Begründer der Handwerkerdynastie der Gerberfamilie Bunz in Waiblingen. Die Gerberwerkstätten wurden später teilweise wieder abgebrochen. Neben den normalen jährlichen Überschwemmungen im Frühjahr und im Herbst/Winter war auch hier das Hochwasser eine ständige Gefahr, was die Hochwassermarken vom 3.3.1956 und vom 10.11.1927 zeigen.

Remsseitige Stadtbefestigung

In keiner altwürttembergischen Stadt ist der Mauerring noch so gut erhalten wie in der ehemaligen Amtsstadt Waiblingen. Nach der Stadterhebung im 13. Jahrhundert wurde mit der Errichtung einer Stadtmauer mit Wehrgang begonnen (Bauzeit ca. 30 Jahre). Die Zugänge zur Stadt wurden durch das Beinsteiner Tor, das Fellbacher Tor und das Schmidener Tor abgesichert. Außerdem waren drei kleinere Durchgänge in den Mauerring eingelassen: Bädertörle, Tränktor und Mühl- oder Kirchtor. Diese Innere Stadtmauer hatte ursprünglich eine Länge von etwa 1000 Metern, von denen noch rund 750 m erhalten sind. Teil der Stadtmauer hier an dieser Stelle ist ein vom Beinsteiner Torturm (Station 3) bis zum Apothekergarten (Station 7) begehbarer Wehrgang aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Einige Schießscharten erinnern dort noch an den ursprünglichen Verteidigungszweck. Hier auf der Ostseite war die Stadt durch Wasser geschützt, es genügte eine einfache Mauer mit überdachtem Wehrgang (Mauerhöhe ca. 6 m). Auf den „wasserlosen“ Seiten wurden dagegen 6 – 12 m hohe Mauern mit Wehrgang errichtet.