Tränktörle (Mittlere Sackgasse)

Das „Tränktörle“ war ein ehemaliger Durchschlupf durch die Stadtmauer hinunter zur Rems, wo das Vieh getränkt wurde. Beim Stadtbrand 1634 wurde dieser kleine Durchgang vielen Bewohnern der Stadt zum Verhängnis, als sie diesen Ausgang als Fluchtweg aus der brennenden Stadt benutzen wollten und dort von der schon wartenden Soldateska niedergemacht wurden oder in der Rems ertranken.


Hinter der Stadtmauer und der dahinterliegenden Vormauer verlief in früherer Zeit ein angestauter Mühlkanal, an den man das Großvieh durch einen schmalen Durchgang zur Tränke führte. Diesen nur drei Schuh breiten (ca. 90 cm) Durchschlupf durch die Stadtmauer bezeichnete man als Tränktörle, der heutige Durchbruch erfolgte erst vor ca. 50 – 60 Jahren. Als im Dreißigjährigen Krieg in der Schlacht von Nördlingen 1634 katholische Truppen das protestantische Heer vernichtend geschlagen hatten, setzten plündernd umherziehende Teile des siegreichen Söldnerheers Waiblingen in Brand. Da die Stadttore zur Sicherheit geschlossen worden waren, war ein Entkommen aus der lichterloh brennenden Stadt nur durch den schmalen Durchlass am Tränktörle möglich. Jeder versuchte, sich vor der marodierenden Soldateska und vor dem Feuer zu retten. Wer sich in Kellern oder Taubenschlägen versteckte, der erstickte oder verbrannte jämmerlich, wer zu fliehen versuchte, ertrank oder wurde gefangen genommen. Hier am Tränktörle kam es zu panikartigem Gedränge, bei dem viele Menschen zu Tode getrampelt wurden. Wer die Stadtmauer und die Vormauer durchquert hatte, musste die aufgestaute Rems überwinden, in der viele Bewohner ertranken, weil sie nicht schwimmen konnten. Andere, die es bis ans rettende Ufer geschafft hatten, wurden dort von feindlichen Soldaten erschlagen oder als Kriegsbeute verschleppt bis nach Holland.