Zehnthof, Hochwachtturm mit Stadtbefestigung

Am höchsten Punkt der Lange Straße öffnet sich der Blick zum Hochwachtturm. Davor befindet sich links der Zugang zum Zehnthof und auf der gegenüberliegenden Seite der Zehntbrunnen. Hinter dem Durchgang beim Hochwachtturm ist ein sehr eindrucksvoll restaurierter Teil der ehemaligen Stadtbefestigung zu sehen.


Ehemalige Gaststätte „Brunnenstüble“ (Beim Hochwachtturm Nr. 7)

Das Gebäude mit dem Türstein von 1710 war schon im 17. Jahrhundert das führende Gasthaus zum Lamm. Die Initialen IHHW weisen auf den Metzger und Lammwirt Johann Heinrich Walch (1680-1741) hin. Das Fachwerk wurde 1978 freigelegt.

Zehnthof

Rechts von diesem Gebäude gelangt man in den geschlossenen Bereich des ehemaligen Zehnthofs. Hier befand sich der württembergische Bau- und Fronhof (siehe Fronäcker!) mit einer großen herrschaftlichen Zehntscheuer (daher Zehnthof), die 1851 von der Stadt erworben wurde, aber 1912 völlig abbrannte. An dieser Stelle mussten die Untertanen ihre Abgaben an den Landesherrn abliefern.

Zehntbrunnen

Der bereits vor 1634 vorhandene und 1963 vom Bildhauer Fritz Mehlis (1913-1982) neu gestaltete Zehntbrunnen erinnert an frühere Notzeiten, als die Bauern oft ihr „letztes Huhn“ abliefern mussten. Die Motive am Brunnentrog weisen auf solche Naturalabgaben hin. Der Brunnen wurde früher durch hölzerne Teuchelröhren aus einer Quelle bei der Hegnacher Höhe gespeist (Öffentliche moderne Wasserversorgung ab 1886).

Die Staufer-Stele

Die Stele in Waiblingen ist von dem Bildhauer Markus Wolf aus schwäbischem Jura-Travertin gearbeitet, ihre Grundform erinnert an das achteckige Castel del Monte in Apulien. Sie steht für eine enge Verbundenheit der Stadt mit der Epoche der Staufer und die Zugehörigkeit Waiblingens zum Netz der Stauferstätten in Europa. Auf vier Seiten werden herausragende Persönlichkeiten aus den Kaisergeschlechtern der Salier und der Staufer erwähnt und auf ihre Beziehungen zu Waiblingen hingewiesen.

Hochwachtturm und Stadtmauer am Stadtgraben

Der Turm ist das Hauptwahrzeichen der Stadt am höchsten Punkt der Altstadt (243 m NN). Der unterste Teil aus den ältesten bekannten Bauresten der Altstadt stammt wohl aus vor- oder frühstaufischer Zeit (um 1100) und ist damit älter als die Stadtmauer. Im Turmaufsatz befand sich die Wohnung des Turmwächters. Dieser hatte in Kriegszeiten die Aufgabe, vor einem heranrückenden Feind zu warnen und in Friedenszeiten bei Ausbruch eines Feuers Alarm zu schlagen. Bis 1891 war das hoch gelegene Spitzbogenfenster Richtung Stadt der Zugang zum Turm, danach wurde der heutige Zugang auf Straßenniveau verlegt. Bis zum Turmkranz in 21,50 m Höhe führen 101 Stufen. Mit einer Grundfläche von ca. 7 m x 7 m misst der Turm bis zum Dachfirst 37 m und bis zur Spitze 45 m. Die Stadtmauer ist erst im 13. Jahrhundert angebaut worden; dabei wurden die Zugänge zum Wehrgang durch die Turmmauern gebrochen. Hier ist noch ein längeres Stück des zur Stadt hin offenen Wehrgangs auf der acht Meter hohen Stadtmauer sichtbar. Erst als ab 1830 die Stadttore nachts nicht mehr geschlossen werden mussten, wurde bei dem Turm ein Fußweg durch die Mauer gebrochen, der 1891 zu einer Gasse erweitert wurde. Durch diesen Durchgang erreicht man den Stadtgraben.

Die Stadtmauer über dem Stadtgraben

Der Altstadtrücken befindet sich auf einem Sporn gegen die Rems, der nur oberhalb des Hochwachtturms unmittelbar mit dem Hinterland verbunden ist. Deshalb musste hier die Stadtbefestigung besonders hoch und stark sein. Auf dieser Seite der Stadt bestimmten zwei Erosionsrinnen den Verlauf der Stadtmauer entlang der heutigen Straßen „Am Stadtgraben“ und der „Weingärtner Vorstadt“, die beide damals etwa vier Meter tiefer lagen. Nach der Stadterhebung im 13. Jahrhundert begann beim Hochwachtturm der Mauerbau. Die zuerst gebaute innere Hauptmauer mit überdachtem Wehrgang war hier ca. acht Meter hoch. Davor lag im Abstand von ca. 7 – 8 Metern der Stadtgraben. Später wurde darin die zweite Vormauer errichtet, die seit 1981 wieder freigelegt ist. Es musste dann ein zweiter Stadtgraben mit Wall davor angelegt werden, der 1774 aufgefüllt wurde und woran heute noch die gleichnamige Straßenbezeichnung „Am Stadtgraben“ erinnert. Damit hatte die Stadtbefestigung ihre Bedeutung als Verteidigungsanlage verloren. Im Bereich Hochwachtturm bis zum Parkhaus Marktgasse ist der rekonstruierte Zwinger zwischen den beiden Mauern noch gut zu erkennen. Die Stadtbefestigung ging 1830 in den Besitz der Stadtgemeinde über. Danach erfolgten weitere Durchbrüche in der nicht mehr benötigten Stadtmauer, 1832 bzw. 1838 wurden das Schmidener Tor, das Fellbacher Tor und später weitere Teile der Mauer abgebrochen, da sie den zunehmenden Verkehr behinderten. Beim späteren Ausbau der Stadt wurde die Stadtmauer stellenweise mit Gebäuden überbaut.