Kurze Straße unterhalb des Marktplatzes

In der Kurze Straße, die zum Marktplatz führt, befinden sich einige nennenswerte Gebäude, u.a. die ehemalige Stadtschreiberei mit ihrem gelben, reich geschmückten Sichtfachwerk, das kleine, liebevoll restaurierte Jugendstil-Haus mit dem Schriftzug „Valdemossa“, das historische Dekanat und der ehemalige Kleine Kasten mit den Schießscharten im Erdgeschoß.


Stadtschreiberei (Kurze Straße 11)

Der markante Fachwerkbau wurde 1643 errichtet und diente zunächst bis 1710 und dann wieder von 1768 bis 1819 als Stadtschreiberei. Dies war die wichtigste Verwaltungsstelle der Stadt, ähnlich einer städtischen Kanzlei. Hier liefen alle verwaltungstechnischen Fäden zusammen, beispielsweise die Finanzverwaltung der Stadt, die Verfertigung der städtischen Urkunden, Verordnungen, Satzungen und Gerichtsprotokolle, sowie alle Notariats- und Bürgerrechtsangelegenheiten. Gleichzeitig war das Gebäude Wohnhaus des Stadt- und Amtsschreibers und seiner Familie. Das Fachwerk ist seit 1980 wieder freigelegt, die Fachwerkbalken zeigen eine Rankenbemalung von besonderem Reiz.

Am Haus Kurze Straße 17

befinden sich zwei besonders markante Exemplare von Neidköpfen.

Jugendstil-Haus (Kurze Straße 21)

Das Gebäude mit dem Mezzaningeschoss unter dem flachen Dach erstrahlt nach einer Restaurierung 2002 wieder im alten Glanz der Jahrhundertwende um 1900. In dem geriffelten Fassadenputz sind neben geometrischen Mustern und einem Muschelornament zwei rote Kreuze erkennbar, ein Hinweis auf den Beruf des Bandagisten (Hersteller von Bandagen und Heilbinden). Der Schriftzug „Valdemossa“ wurde von den heutigen Eigentümern aus persönlichen Gründen angebracht.

Dekanat (Kurze Straße 25)

Das Gebäude der ehemaligen Geistlichen Verwaltung wurde nach dem Stadtbrand von 1634 in den Jahren 1670/75 mit dem Material des 1634 abgetragenen Hegnacher Pfarrhauses neu aufgebaut. Bis 1956 diente der Bau als evangelisches Pfarrhaus und Dekanatssitz, von 1960 bis 1988 als Heimatmuseum. Heute sind dort städtische Ämter (u.a. das Stadtarchiv) untergebracht. Die barocke Haustüre mit der Wappenkartusche stammt aus dem Jahr 1726. Die Gedenktafel am Haus weist auf das mutige Ehepaar Hermann und Elsbeth Zeller hin, die in den 1940er Jahren hier lebten und untergetauchte Juden während der Naziherrschaft versteckten und so vor der Deportation in die Vernichtungslager retteten. In Würdigung dieses Verhaltens wurde nach ihnen der Zeller-Platz bei der ehemaligen Karolinger-Schule benannt.

Kleiner Kasten (Kurze Straße 31)

Der Steinsockel mit Schießscharten war Teil der württembergischen Schlossanlage, die beim Stadtbrand 1634 bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Die Ruine wurde vor 1679 als Herrschaftlicher Kleiner Kasten überbaut und diente der Lagerung von Naturalabgaben, wozu große Scheuern, sog. „Kasten“, erforderlich waren. Das Haus, 1877 bis 1957 Kleinkinderschule, wird seither als städtisches Verwaltungsgebäude genutzt. Zwischen dem Dekanat und dem Kleinen Kasten war früher eine große Einfahrt mit Torbogen zum unteren Schlosshof und zum Schlosskeller unter dem heutigen Rathaus (Näheres siehe Station Rathausplatz). Im unteren Hofteil befand sich das Bandhaus (Küferei) des Schlosses.

Ehemalige Küferei (Kurze Straße 18)

Wie der Kellerstein mit Küferwerkzeugen und Initialen an der Seitenwand des Hauses zeigt, errichtete hier 1685 der Herren- und Kellereiküfer, auch Küferobermeister Hans Michel Hahn (H. M. H.) mit seiner Frau Barbara Hahn (B. H.) eine Küferei. Das Zierfachwerk wurde 1938 freigelegt. An der Eckkonsole befindet sich ein steinerner Neidkopf.