Schmidener Straße und Zwerchgasse

Entlang der rekonstruierten Stadtbefestigung führt der Weg durch den früheren Zwinger und über die Schmidener Straße zurück in die Altstadt. Direkt am Eingang in die Altstadt, unmittelbar neben dem Feldmesserhaus, stand früher das Schmidener Tor. Weitere interessante Gebäude befinden sich entlang der Schmidener Straße und ihrer Verlängerung, der Zwerchgasse: das Interims-Rathaus, gegenüber das Haus Pfleiderer und der Casparischer Bau.


Feldmesserhaus (Schmidener Str. 11)

Das erste Haus innerhalb der Stadtmauer gehörte der Seilerfamilie Bechtle. Der Seiler und Feldmesser Hans Jakob Bechtle (H.J.B.) brachte 1701 die Eckkonsole an. Der Schildhalter stützt seine Unterarme auf zwei Wappentafeln, die linke zeigt Arbeitsgeräte des Seilers, die rechte trägt die Inschrift „Feldmes“. Dies bezieht sich auf Bechtles Berufe als Seiler und Feldmesser. Die Giebelseite des Hauses grenzte direkt an den Schmidener Torturm, der hier die Schmidener Straße überbrückte.

Das Schmidener Tor war einst markanter Teil der Stadtbefestigung mit einem Fachwerkaufbau. Es wurde 1832 als erstes der drei Stadttore abgebrochen. Dieser Zugang zur Stadt wurde erst nach 1730/32 wichtig, da zu dieser Zeit in Neckarrems eine Brücke mit der Steige nach Hegnach gebaut und eine direkte Straßenverbindung nach Ludwigsburg hergestellt wurde. Das zugehörige Torwarthaus stand zwischen der Haupt- und Vormauer, in letzterer befand sich ein äußerer verstärkter Tordurchgang.

Interims-Rathaus (Schmidener Str. 1)

An der Ecke Lange- und Schmidener Straße, an der sich aller Verkehr von den drei Stadttoren (Beinsteiner, Fellbacher und Schmidener Tor) kreuzte, wurde 1660 über dem Keller des 1634 zerstörten Kornhauses ein neues Fachwerkhaus errichtet. Daran erinnert das hölzerne Doppelwappen am linken Eckpfeiler mit den 3 württembergischen Hirschstangen und den beiden Mömpelgard-Barben (2 Fische), beide mit Waiblingen (W) und der Jahreszahl 1660 gekennzeichnet. Das Gebäude diente bis 1730 als Interims-Rathaus und wurde bis 1840 neben dem wieder aufgebauten Rathaus am Marktplatz als „Altes Rathaus“ weiterverwendet.

Haus Pfleiderer (Schmidener Str. 2)

Das stattliche Gebäude könnte das 1443 erwähnte „Kaufhaus beim Kornhaus“ gewesen sein, worauf das halbrunde Ladenfenster mit dem umlaufenden Falz für einen möglichen Klappladen an der westlichen Giebelseite hindeutet. Das Gebäude wurde 1574 neu erbaut, ersichtlich an der Jahreszahl an der oberen Hausecke. Sattler Martin Pfleiderer baute 1648 das Gebäude nach dem Stadtbrand von 1634 als „Gastherberge zum rothen Löwen“ wieder auf und hat es 1680 wesentlich erweitert, worauf die von einem Löwen gehaltene Inschrift hinweist: 1680 HER(r) MARTIN PFLE(i)DERER BVRGERMAISTER - GEORG ALEZEH STÄINHAVER. Martin Pfleiderer (1621-1685) war Bürgermeister von 1673-1683. Die mit Früchten und Laubwerk verzierte Eckkonsole mit Löwenkopf gab der Herberge ihren Namen. Der prachtvolle, reich verzierte Fachwerkbau ist 1980 freigelegt worden.

Casparischer Bau (Zwerchgasse 6)

Der Bau ist nach dem zweiten Amtsarzt Dr. Ernst Caspar (1730 – 1736 in Waiblingen) benannt. Das linke Eingangsportal im Renaissancestil mit reicher Ornamentik und der Jahreszahl 1600 ist eine der wenigen erhalten gebliebenen Erinnerungen an das alte Waiblingen vor der Brandkatastrophe von 1634. Das rechte Portal mit einem Schlussstein als Rocaille-Kartusche, mit Laubwerk umrankt, stammt laut Inschrift von 1792. Die Kartusche über dem Eingang erinnert an die Besitzer von 1791 – 1828: Schuhmacherobermeister Johann Andreas Kühdaisch und seine Frau Catharina Magdalena Kühdaisch, geborene Rohrauer. An einer Eckkonsole befindet sich die Abbildung eines bärtigen Mannes mit Kopf, Rumpf und Flossenschwanz, der im Volksmund als „Nöck“ (Wassergeist) bezeichnet wird. Da am Neidkopf die gleiche Ornamentik vorhanden ist wie an der Rundbogentür, kann man vermuten, dass er ebenfalls aus der Zeit um 1600 stammt.